Wenn man in der Geschichte zurückgeht, so lassen sich die Stärkeverhältnisse zumeist daran ablesen, wo dass sich die politischen Führer treffen. Der Berliner Kongress Ende des 19. Jahrhunderts fand nicht von ungefähr in Berlin statt, die Friedensverträge nach dem ersten Weltkrieg wurden nicht zufällig in Paris verhandelt, die Konferenz zwischen Hitler, Mussolini, Daladier und Chamberlain fand in München statt und die Uno wurde nach dem 2. Weltkrieg in New York aus der Taufe gehoben.
Ganz ähnlich in neuster Zeit. Das während der Ukraine-Krise die deutsche Kanzlerin und der französische Permier nach Moskau pilgerten war ein deutliches Zeichen des wiedererstarkten Russlands. Dass Putin sich und seine Vorstellung von Russland überschätzt, zeigt die neuste Entwicklung. Russland hatte sich auf die weltpolitische Bühne wortwörtlich. Nur hat der politische Wille Grossmacht zu sein auch bei der Sowjetunion nicht gereicht. Die USA haben die 37-fache Wirtschaftsleistung von Russland. Ähnlich sieht es im Verhältnis zur Europäischen Union aus. Vor wenigen Jahren wude der Westen von Russlands militärischer Aggression überrascht. Dies hat sich geändert und es wurde sowohl politisch als auch militärisch reagiert, was dank der enormen Wirtschaftsleistung des Westens möglich ist. Russland kann ohne massive Einschränkungen für die eigenen Bevölkerung keinen ähnlichen Effort leisten. Deshalb wird dieser vor allem in der Propaganda geleistet.
Nun hat Putin aber den Zeitpunkt verpasst, bei dem er mit dem Westen auf Augenhöhe hätte reden können. Der Fortschritt der westlichen Reaktion in Europa und die öffentliche Meinung zu Russlands Bombardements in Syrien haben das Blatt wieder zugunsten des Westens verändert. Putin wollte zu Gesprächen nach Paris, wo er faktisch zur Persona non grata erklärt wurde, Putin kam zu Gesprächen nach Berlin, weil die deutsche Kanzlerin bewusst den Gesprächsfaden nie abreissen lässt. Putin wird zunehmend wieder zum Bittsteller – auch wenn das noch nicht so offensichtlich ist.